Treffen der Luftsportlerinnen 2024

Spannendes Programm mit gutem Austausch

Vom 26. bis 28. Januar 2024 fand am Fuße der Burg Teck in direkter Nähe zum Flugplatz Hahnweide das 48. Hexentreffen statt. Mehr als 100 Luftsportlerinnen aus ganz Deutschland und den Nachbarländern waren der Einladung des Dr. Angelika Machinek Fördervereins Frauensegelflug (AMF) gefolgt und wurden mit einem abwechslungsreichen Programm belohnt.

Den Auftakt machte am Freitagabend die Schriftstellerin Sybille Baecker mit einer Lesung aus ihrem Schwabenkrimi „Siebenmühlental“, der einen Bezug zur Hahnweide hat.
Nach den Grußworten von Günter Riemer, Erster Bürgermeister von Kirchheim/Teck, BWLV-Präsident Eberhard Laur und Sybille Krummacher, Vorsitzende des Bundesausschusses Fliegende Frauen (BAFF), die eine Botschaft von DAeC-Präsident Claus Cordes übermittelte, startete am Samstag das hochkarätige Programm mit dem spannenden Vortrag von Fritz Günther, Flugbetriebsleiter der Deutschen Zeppelin-Reederei. 

Zeppelin-Pilotin mit außergewöhnlichem Lebenslauf
Er vertrat die erkrankte Zeppelin-Pilotin Kate Board. Pilotin Board (Jahrgang 1975) hat einen außergewöhnlichen fliegerischen Lebenslauf und ist heute stellvertretende Ausbildungsleiterin bei Zeppelin. Ihr Einstieg bei Zeppelin ist mit dem Checkflug nach bereits sechs Wochen bis heute rekordverdächtig. „Wir haben noch keinen anderen so schnell zur Lizenz geführt“, erinnerte sich Günther, der in dem Vortrag auch viele interessante Infos über das Luftschiff preisgab, das bis zu 15 Passagiere transportieren kann. 
Ein Zeppelin NT hat rund 850 bis 900 Flugstunden pro Jahr und ist größer als ein A 380. Dafür benötigt man nur drei Personen an Bodenpersonal. Kate Board flog den Zeppelin bereits quer durch die USA, war Pilotin bei Frontex-Einsätzen, für Kameraflüge in Le Mans und im Rahmen einer Forschung bei der Expedition Clockwork Ocean dabei.

Im Auftrag der Forschung durch die ganze Welt
Beim zweiten Vortrag mit dem Titel „Des Forschers Traum vom Fliegen: Klimaforschung mit Trike und Motorsegler“ berichtete Prof. Dr. Wolfgang Junkermann, wie er sich im Rahmen von Forschungen seinen Traum vom Fliegen ermöglicht hat. Der Klimaforscher belegte anhand von Flügen – zunächst mit einem Drachen, später mit seinem Trike – den globalen Anstieg von ultrafeinen Partikeln aus Abgasen fossiler Brennstoffe. Dazu baute er ein rund sieben Kilo leichtes Equipment an Messinstrumenten ein und ging während der Flüge den Fragen nach: „Wie verhalten sich Wolken mit Staubpartikeln und hat sich seit früher etwas verändert?“ 
Weil die Flüge so aufschlussreich waren, zog es ihn mit dem Trike in die ganze Welt, sogar bis nach China. Doch auch mit dem Motorsegler ist Forschung möglich, wie Junkermann am Beispiel Australien zeigte und von den unterschiedlichen Bedingungen erzählte.

Elektroflug und Verbrenner-Motor
Zum Thema Entwicklung zog Andreas Lutz von Schempp Hirth die Luftsportlerinnen und Gäste mit seiner Schilderung über die Entwicklung des Ventus E in den Bann. Er zeigte anhand von Forschungsergebnissen, wie viel Aufwand betrieben wird, bevor ein neues Modell gebaut wird. 
Die Entwickler legen mittlerweile weniger Wert auf das beste Gleiten, da der Geradeausflug bei den Segelflugzeugen immer mehr in den Fokus gerückt ist. Auch wenn der Elektroflug viele Vorteile bietet, so wird laut Lutz auch künftig der Verbrenner-Motor in vielen Gebieten weiterhin seine Daseinsberechtigung haben.

Was sich Frauen im Luftsport wünschen
Neben den Vorträgen stand natürlich besonders auch das Thema: „Frauen im Luftsport“ im Mittelpunkt des Hexentreffens. „Was wünsche ich mir von AMF, BAFF, VDP und Co.?“ Diese Frage war das Thema einer Podiumsdiskussion, die Susanne Schödel zusammen mit Heike Käferle moderierte.
Die Podiumsgäste waren Luftsportlerinnen mit einer tollen eigenen Geschichten. Dies reichte von der Fluglehrerin und Vereinsvorsitzenden über die Luftfahrzeugmechanikerin, die nach einem anschließendem Psychologiestudium zur Lufthansa wechselte, bis zu Ingrid Blecher, die bereits 1961 mit dem Segelfliegen angefangen und 1975 das Hexentreffen initiiert hat. Das Fazit der Diskussion: Frauen tun den Vereinen gut und bereichern den Luftsport. 
Gerne besucht werden Streckenfluglehrgänge des AMF oder Sicherheitstrainings der VDP, bei denen die Frauen unter sich sind. Doch alle Luftsportlerinnen sollten dazu ermuntert werden, auch Zellenwart- oder Motorenwartlehrgänge zu besuchen. In dem Zusammenhang warb Walter Eisele bei den Frauen darum, mehr Selbstbewusstsein zu haben: „Seid selbstsicher und traut euch!“

Förderung von Nachwuchspilotinnen
Sybille Krummacher rief dazu auf, sich an der Instagram-Kampagne des DAeC „Ich fliege, weil…!“ zu beteiligen, damit Luftsport auch ein weibliches Gesicht bekommt. Der BAFF wird dieses Jahr erstmalig auf der AERO vertreten sein, um sich zu präsentieren.
Im Anschluss wurden noch die beiden Förderpilotinnen des AMF bekannt gegeben: Elena Steinhorst aus Tübingen und Nicole Hanesch aus Nürnberg können dieses Jahr ihre Trainingslager und Wettbewerbe mit dem Förderflugzeug, einer LS 4, fliegen.
Abschließend wurde die „Wanderhexe“ an Petra Eifel aus Speyer übergeben, die sich federführend um die Ausrichtung des Hexentreffens 2025 kümmert. Und auch das 50. Hexentreffen ist schon gesichert: Dann treffen sich alle bei Ingrid Blecher, der Mutter aller Hexentreffen.

Geselliger Abschluss und Stadtführung
Nach den spannenden Vorträgen wurden die Hexen mit einem tollen Essen und leckeren Cocktails verwöhnt. Dezent in die Unterhaltungen der Gäste mischte sich die Sängerin Maggie Jane, die alle mit ihrer tollen Stimme überraschte.
Nach einer zweistündigen Stadtführung am Sonntagmorgen waren sich die Gäste einig: Das war ein tolles Hexentreffen mit ansprechendem Programm und gutgelaunten Hexen.

Text: Ricarda Helm
Fotos: Corinne Baudisch