Zur diesjährigen Mitgliederversammlung des BWLV trafen sich am Sonntag, 20. November 2022, rund 200 Teilnehmer aus 67 Luftsportvereinen, Behörden sowie Förderer des Luftsports in der Filderhalle in Leinfelden. Rechnungsabschluss und Haushalt wurden angenommen, das Präsidium entlastet, dies alles ohne Gegenstimme. Die Mitglieder zeigten sich mit der Arbeit des Verbandes sehr zufrieden.
Zunächst richteten mehrere Ehrengäste das Wort an die Versammlung. So sprachen Robert Hamm, Leiter des Referats Luftverkehr und Luftsicherheit im Regierungspräsidium Stuttgart, Claus Cordes, Präsident des Deutschen Aero Clubs (DAeC), sowie Manfred Pawlita, Vizepräsident des Württembergischen Landessportbundes (WLSB) zu den Mitgliedern (siehe Text unten). Darüber hinaus begrüßte BWLV-Präsident Eberhard Laur zahlreiche Ehrengäste. Anschließend ging Präsident Laur in seiner Ansprache auf die wichtigsten Themen im abgelaufenen Jahr ein.
Pandemie/Weltweite Krise
Nach der coronabedingten zweijährigen Stagnation sei das Leben in den Luftsportvereinen in der Saison 2022 wieder zurückgekehrt. Allerdings habe die Pandemie auch Lücken gerissen, insbesondere bei der finanziellen Ausstattung der Vereine. Der Krieg in der Ukraine, Energieknappheit, hohe Inflation und explodierende Preise belasteten den Luftsport. „Wir stehen weiterhin vor großen Herausforderungen, die wir gemeinsam angehen müssen“, so Laur.
Umwelt- und Klimaschutz im BWLV
Die Themen Klimaschutz und Ökologie seien auch im Luftsport zentral, so der BWLV-Präsident. Hier gebe es bereits viele gute Ansätze, seien es nun Fotovoltaikanlagen auf den Dächern der Hallen oder neue Antriebskonzepte für Flugzeuge. Dies alles erfordere jedoch großen finanziellen Aufwand. Laur forderte die Politik auf, den Luftsport durch gezielte finanzielle Förderungen in seinen Bemühungen um Umwelt- und Klimaschutz zu unterstützen.
Standort Klippeneck
Eine große Herausforderung bleibe der Ausbau des Standortes am Klippeneck. Die Gesamtsituation habe sich zwar in Bezug auf Auslastung verbessert. Dennoch arbeite der Verband mit Nachdruck daran, den Standort insbesondere in fliegerischer Hinsicht weiter zu beleben. Hilfreich sei, dass voraussichtlich ab kommender Flugsaison wieder ein gastronomischer Betrieb am Klippeneck installiert sein werde.
Technik/Aus- und Weiterbildung
Gut aufgestellt sei der Verband im Technischen Betrieb und im Ausbildungsbetrieb. Die Umwandlung des CAMO-Betriebes zur CAO konnte nach großen Anstrengungen erfolgreich abgeschlossen werden. Laur verwies darauf, dass es gelungen sei, viele Errungenschaften zu erhalten. Es sei nicht selbstverständlich, Wartungsarbeiten mit ehrenamtlich ausgebildetem Personal in den Vereinen kostengünstig auszuführen.
Auch die größte Flugschule der Welt, der BWLV, könne auf eine erfolgreiche Arbeit blicken. Die Ausbildung in den Vereinen sei breit gefächert. Besonders hervorzuheben seien die Fortbildungen, die mittlerweile auch online angeboten würden. Allen Akteuren in der Technik und im Ausbildungsbetrieb dankte Laur für das große Engagement.
Anbindung des BWLV an die Sportbünde im Land
Die Sportbundanbindung habe den BWLV mehrere Jahre beschäftigt – dieses Ziel sei nun zum 1. Januar 2023 erreicht: Der BWLV und seine württembergischen und nordbadischen Luftsportvereine werden Mitglied im Württembergischen Landessport-bund und im Badischen Sportbund Nord. Die südbadischen Luftsportler sind ja bereits seit längerem über den Luftsportverband Baden im Badischen Sportbund Freiburg organisiert.
Die Mitgliedschaft des Luftsportes in der Sportbundorganisation sei eine Win-Win-Situation für den Luftsport wie für die Sportbünde: Während der BWLV von einer starken Interessenvertretung, einem breiten Seminarangebot und Fördermittelverfahren profitiere, bringe er sich zugleich in die Gemeinschaft des Sportbundes ein und leiste dort einen wichtigen Beitrag. Laur dankte den Vertretern der Sportbünde herzlich für das konstruktive Miteinander im Prozess der Sportbundanbindung und appellierte an alle Vereine im BWLV, die dies noch nicht erledigt hätten, sobald wie möglich die Aufnahmevoraussetzungen in die Sportbundorganisation zu erfüllen und den Aufnahmeantrag zu stellen.
Dank
Zum Abschluss seiner Ansprache dankte Eberhard Laur allen, die die Arbeit des Verbandes unterstützen, insbesondere dem Land Baden-Württemberg, der Landesregierung und der Luftfahrtverwaltung, den Sportbünden als Partner im Förderverfahren, den Institutionen in der Luftfahrt wie etwa das Luftfahrtbundesamt und die DFS, aber auch den Förderern des Verbandes; zuvorderst die Hellmut-Niethammer-Stiftung und der Hanns-Kellner-Fonds. Ein Dank ging auch an alle haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter sowie die ehrenamtlich Tätigen in den Vereinen.
Wolf Hirth-Medaille in Gold für Dr. Manfred Dahlheimer
Anschließend verlieh Eberhard Laur die Wolf Hirt-Medaille in Gold an Dr. Manfred Dahlheimer, vormals Leiter des Referats Luftverkehr im Verkehrsministerium Baden-Württemberg. In seiner Laudatio betonte Laur, dass Dr. Dahlheimer über ein Jahrzehnt lang mit der wichtigste Ansprechpartner für den BWLV in der Luftfahrtverwaltung und im Ministerium für Verkehr gewesen sei. Dabei habe er den Luftsport als vollwertigen Partner anerkannt und immer ein offenes Ohr gehabt. Ausgezeichnet hätten Dr. Dahlheimer neben seiner offenen Art ein hohes Fachwissen, gepaart mit exzellenter juristischer Expertise und hervorragenden Kenntnissen der Luftfahrt und des Luftsports. Am Ende seiner Amtszeit habe Dr. Dahlheimer im Meinungsaustausch mit dem BWLV auch in Corona-Zeiten gute Regelungen gefunden, wie der Luftsport in der Pandemie am Leben bzw. „in der Luft“ gehalten werden konnte. So sei es gelungen, den „Total-Lockdown“ im Luftsport auf eine äußerst kurze Zeit zu beschränken.
Für die gute Zusammenarbeit mit dem BWLV bedankte sich Dr. Dahlheimer sehr herzlich und verwies darauf, dass man gemeinsam im Gespräch viele gute Lösungen gefunden habe, etwa während der Corona-Zeit oder auch in Bezug auf finanzielle Zuwendungen der Landesregierung für den BWLV. Der Luftsport werde eine gute Zukunft haben, wenn das ehrenamtliche Engagement – dem er großen Respekt und anerkennung zollte - so gut bleibe wie bisher, betonte Dr. Dahlheimer.
Klaus-Holighaus-Medaille für Hans-Georg „Biggo“ Berger
Hans-Georg Berger, besser bekannt als „Biggo“, erhielt aus der Hand von Präsident Laur die Klaus-Holighaus Medaille. Biggo begann 1964 mit dem Segelfliegen, 1973 erwarb er die Fluglehrerlizenz und ist seither knapp 50 Jahre als Fluglehrer in seinem Verein tätig. Seit 1978 war er Vertriebsleiter bei Schempp-Hirth, und mit dem Firmenchef Klaus Holighaus verband ihn zeitlebens eine erfolgreiche Zusammenarbeit und Freundschaft.
Über fast fünf Jahrzehnte habe Biggo Berger als leitender Mitarbeiter und Vertriebschef die Entwicklung der Firma Schempp Hirth Flugzeugbau maßgeblich mitgestaltet. Auch nach dem viel zu frühen Unfalltod von Klaus Holighaus 1994 habe Biggo Berger zu jenen gehört, die in dieser schweren Phase des Umbruches anpackten und so die Firma am Leben hielten. Überdies repräsentiere und treibe Biggo den Segelflug in vielen Ländern dieser Welt bei Meisterschaften und anderen Gelegenheiten voran, kümmere sich aber auch in seinem Verein und auf der Hahnweide um die Belange des Luftsports, wobei ihm die Flugsicherheit besonders am Herzen liege. Neben Kurt Sautter, Ebbe Scheu und Helmut Montag gehörte zu den Gründungsvätern des Arbeitskreises Sektoren, der dafür sorgt, den Luftraum für den Segelflug, um den Flughafen Stuttgart herum bestmöglich zu erhalten. Last but not least habe Biggo sich große Verdienste um den SBW-Förderverein erworben, den er ebenfalls mitbegründete. Nur wenige Luftsportler im Land seien über Jahrzehnte hinweg so vielfältig für den Segelflug tätig gewesen, resümierte Präsident Laur.
Rechnungsabschluss für 2021 und Haushaltsplan 2023
Der Rechnungsabschluss für das Jahr 2021 wurde nach einem positiven Bericht der Rechnungsprüfer Ewald Krumm und Michael Neudel, welche die Finanzen für ordnungsgemäß befunden hatten, von den Mitgliedern einstimmig genehmigt. BWLV-Vizepräsident und Schatzmeister Horst Ehni erläuterte den Rechnungsabschluss und betonte, man habe erneut ein sehr gutes Ergebnis erzielt. Das positive Jahresergebnis sei auch dem seit Jahren eingeschlagenen Weg der sparsamen Haushaltsführung und Kostenreduktion geschuldet. Zudem stellte Ehni die Eckdaten des Haushalts für 2023 vor. Auch dieser wurde einstimmig genehmigt. Insgesamt sei der Verband finanziell gut aufgestellt und könne allen Aufgaben gut nachkommen, so Ehni.
Entlastung des Präsidiums
Die Mitglieder entlasteten das Präsidium einstimmig und sprachen der BWLV-Spitze somit ihr uneingeschränktes Vertrauen aus. Die Entlastung nahm Dr. Holger Steindorf, Erster Vorsitzender des Aero-Clubs Kehl vor. In seiner Ansprache erläuterte er, wie wichtig der BWLV als starker Interessenverband im Luftsport sei und bescheinigte dem Verband, eine hervorragende Arbeit geleistet zu haben.
Sonderförderung und Hellmut-Niethammer-Förderpreis
Domenico Gehling, Stiftungsratvorsitzender der Hellmut Niethammer Stiftung, überraschte die Besucher mit einem großzügigen Geschenk: In Anerkennung der besonderen Verdienste der LSG Rheinstetten um einen klimaneutralen Flugbetrieb übergab er einen Scheck über 15.000 Euro an Roland Helfer, den Vorsitzenden der LSG. Die LSG Rheinstetten hat in den vergangenen Jahren zahlreiche Klimaschutzmaßnahmen an ihrem Flugplatz umgesetzt – diese reichen von Baumpflanzungen, Fotovoltaikanlagen auf den Hallendächern über E-Buggys bis hin zum Einsatz einer Elektro-Winde (der adler berichtete). Die Sonderförderung solle den Leuchtturmcharakter des Projekts in Rheinstetten betonen, erläuterte Gehling. Zugleich berichtete der Stiftungsratvorsitzende, dass die Niethammer Stiftung wieder einen Förderpreis ins Leben gerufen habe – hierfür können sich alle Vereine mit innovativen Projekten bewerben. Gehling forderte alle Vereine dazu auf, ihre Unterlagen einzureichen. Zum Abschluss verabschiedete und dankte er Walter Nerdinger, der nach 15 Jahren ehrenamtlicher Arbeit seinen Posten im Stiftungsvorstand der Niethammer Stiftung zum Jahresende niederlegt.
Digitales Zusatzangebot „der adler“
BWLV-Vizepräsident Matthias Seehuber, Martin Bayer, Leiter des Referates Finanzen, sowie adler-Redakteurin Simone Bürkle präsentierten stellvertretend für die Adler-Arbeitsgruppe die Lösungsvorschläge für ein digitales Zusatzangebot der Verbandszeitschrift „Der Adler“. Demnach gibt es ab kommendem Frühjahr bei gleichbleibendem Bezugspreis zusätzlich zur Print-Variante auch die Möglichkeit, den adler im Digitalformat zu erhalten. In einem Probejahr solle zunächst der Bedarf für das neue Angebot ermittelt werden. Interessenten können den Digital-adler ab Februar über die für die Datenübermittlung Verantwortlichen in ihren Vereinen per Vereinsflieger.de beim BWLV anfordern. Alle weiteren Details zum neuen Digital-Angebot werden in der nächsten adler-Ausgabe vorgestellt.
Wahl der Rechnungsprüfer
Dank sprach Eberhard Laur den ausscheidenden Rechnungsprüfern Michael Neudel und Ewald Krumm aus. Michael Neudel wurde erneut als Rechnungsprüfer gewählt. Für Ewald Krumm, der sich nicht mehr zur Wahl stellte, wurde Dieter Rühle zum Rechnungsprüfer gewählt.
Ehrung der Luftsportler
BWLV-Segelflugreferent Christof Geißler zeichnete insgesamt mehr als 20 Luftsportler, die sich durch besondere Leistungen hervorgetan hatten, mit Goldenen Leistungsplaketten aus. Darunter waren Teilnehmer bei Welt- und Europameisterschaften sowie zahlreiche Deutsche Meister.
Goldene Ehrennadel für Siegfried Kottmann
Für dessen langjähriges Engagement als Bezirksausbildungsleiter zeichnete Verbandsausbildungsleiter Harald Ölschläger Siegfried Kottmann mit der Goldenen Ehrennadel des Verbandes aus. Kottmann habe sich in besonderer Weise um die Ausbildung in seinem Bezirk verdient gemacht, darum gebühre ihm großer Dank, so Ölschläger.
Der BWLV – ein starker Verband
Präsident Eberhard Laur zog ein positives Fazit der Versammlung: „Der BWLV ist auf allen Ebenen gut aufgestellt. Wir haben gut gewirtschaftet, und unsere Mitglieder haben uns ihr Vertrauen deutlich demonstriert.“ Somit könne der Verband zuversichtlich in die Zukunft blicken und den guten Weg, den er eingeschlagen habe, gestärkt fortsetzen.
Hauptversammlung des Hanns-Kellner-Gedächtnisfonds (HKF)
Nach der BWLV-Mitgliederversammlung fand – ebenfalls in der Filderhalle - die Hauptversammlung des Hanns-Kellner-Gedächtnisfonds (HKF) statt.
Der Vorstand wurde einstimmig entlastet. Turnusgemäß laut Drei-Jahres-Rhythmus standen Wahlen an und der Vorstand des HKF stellte sich bis auf eine Ausnahme zur Wiederwahl: Beisitzer Melanie Ebert trat nicht mehr zur Wahl an, an ihre Stelle trat Katja Nuoffer. Alle anderen Vorstandsmitglieder wurden einstimmig wiedergewählt, sodass sich der HKF-Vorstand wie folgt zusammensetzt: Werner Heidrich (Vorsitzender), Gerd Schütt (stellvertretender Vorsitzender), Barbara Kaiser (Geschäftsführerin), Katja Nuoffer, Roland Helfer und Thorsten Kremer (alle Beisitzer).
Der Vorsitzende Werner Heidrich dankte den Vereinen und seinen Vorstandskollegen für die rege Beteiligung und die gute Arbeit und rief die Vereine dazu auf, dem HKF beizutreten, sofern dies nicht ohnehin schon der Fall sei. Wahlleiter Oliver Goller betonte, dass die Hilfsleistungen des HKF einmalig seien und man sich glücklich schätzen könne, diese in Anspruch nehmen zu dürfen – sei es bei der Unterstützung in Not geratener Flieger oder auch bei der Jugendarbeit.
Abschluss
Im Anschluss an die Versammlungen trafen sich die Mitglieder zu einem Imbiss im Foyer der Filderhalle. Dabei gab es einen regen Austausch und es wurden viele gute Gespräche geführt.
Die nächste BWLV-Mitgliederversammlung findet voraussichtlich am Sonntag, 5. November 2023, in der Filderhalle in Leinfelden statt.
Grußworte
Robert Hamm, Leiter des Referats Luftverkehr und Luftsicherheit im Regierungspräsidium Stuttgart, betonte in seinem Grußwort, der BWLV sei stets ein Ansprechpartner auf Augenhöhe, es gebe eine sehr vertrauensvolle Zusammenarbeit. Ein Thema, das die Behörde derzeit sehr beschäftige, sei die Windkraft. „Der gesellschaftspolitische Druck ist sehr hoch, die Energiewende zu schaffen“, so Hamm. Die Flugplätze kennen die Diskussionen schon lange, gleichwohl würden die Projekte zunehmen. Hamm berichtete von den enormen Fülle der Aufgaben des Referats für Luftverkehr und warb um Verständnis, wenn die Bearbeitung von Anliegen deswegen mitunter etwas Zeit in Anspruch nehme. Gleichzeit forderte er die Vereine auf, jederzeit den Kontakt zu suchen: „Wir wollen als Behörde transparent und offen agieren.“
Claus Cordes, DAeC-Präsident, berichtete über den aktuellen Sachstand im Dachverband und resümierte: „Wir reden jetzt wieder miteinander, nicht übereinander“. Die Sacharbeit solle im Vordergrund stehen. Damit auch künftigen Generationen das Fliegen ermöglicht werde, setze er sich im DAeC ein. Dem BWLV wünschte er viel Erfolg und viele kluge Beschlüsse.
Manfred Pawlita, Vizepräsident WLSB, überbrachte stellvertretend für 2,2 Millionen Sportler aus 5.700 Vereinen im Land Grüße und beglückwünschte den BWLV zur Aufnahme in die Sportbundorganisation in Baden-Württemberg. Über mehrere Jahre habe man zur Vorbereitung sehr gute und konstruktive Gespräche geführt, nun sei das Ziel erreicht. Pawlita hob einige der Vorzüge hervor, die damit für den BWLV einhergehen – darunter die vielfältigen Förderungen, Dienstleistungen, aber auch die starke Interessenvertretung. „Sie werden das eine oder andere jetzt leichter durchsetzen können“, so Pawlita.
Text und Fotos: Simone Bürkle