Zur diesjährigen Mitgliederversammlung des BWLV trafen sich am Sonntag, 29. Oktober 2023, rund 200 Teilnehmer aus 62 Luftsportvereinen, Behörden sowie Förderer des Luftsports im SSB-Veranstaltungszentrum Waldaupark Stuttgart. Einstimmig wurden Rechnungsabschluss und Haushalt angenommen sowie das Präsidium entlastet. Die Mitglieder zeigten sich mit der Arbeit des Verbandes sehr zufrieden.
Zunächst richteten mehrere Ehrengäste das Wort an die Versammlung. So sprachen MdL Andreas Schwarz, Vorsitzender der Landtagsfraktion der Grünen in Baden-Württemberg, Andreas Felchle, Präsident des Württembergischen Landessportbundes (WLSB) sowie Claus Cordes, Präsident des Deutschen Aero Clubs (DAeC) zu den Mitgliedern. Robert Hamm, Leiter des Referats Luftverkehr und Luftsicherheit im Regierungspräsidium Stuttgart, sandte ein Grußwort, das verlesen wurde, da er selbst verhindert war (siehe separater Text "Grußworte" am Ende). Darüber hinaus begrüßte BWLV-Präsident Eberhard Laur zahlreiche Ehrengäste.
Goldene Ehrennadel des DAeC für Sigrid Berner
Im Anschluss an sein Grußwort zeichnete DAeC-Präsident Claus Cordes Sigrid Berner mit der Goldenen Ehrennadel des DAeC aus. Sie habe sich mit ihrem langjährigen Engagement als Vizepräsidentin und Schatzmeisterin sehr große Verdienste um den DAeC erworben, so Cordes. Sigrid Berner, die mittlerweile im Stiftungsvorstand der Hellmut Niethammer Stiftung ehrenamtlich engagiert ist, nahm die hohe Ehrung persönlich und mit Dank entgegen.
Anschließend ging Präsident Laur in seiner Ansprache auf die wichtigsten Themen im abgelaufenen Jahr ein.
Anbindung des BWLV an die Sportbünde im Land
Im zurückliegenden Geschäftsjahr wurde die Anbindung der nordbadischen und württembergischen BWLV-Vereine an die Sportbundorganisation im Land erfolgreich abgeschlossen. Laur betonte, die sei für den Luftsport ein bedeutender Schritt: „Das gibt uns Sicherheit und Unterstützung in einer guten Solidargemeinschaft.“ Nun stünden vielfältige Angebote der Sportbünde zur Verfügung, die bei der Vereins- und Verbandsarbeit hilfreich seien.
Der BWLV sei in der Gemeinschaft der Sportbünde sehr gut aufgenommen worden. Bei verschiedenen Gelegenheiten, nicht zuletzt bei einem Sportbundtag im Sommer am Sonderlandeplatz Hahnweide, seien erste gute Kontakte geknüpft worden, die ein gutes Miteinander erkennen ließen. Präsident Laur dankte allen Beteiligten an diesem Prozess sehr herzlich. „Ich bin sicher, der Luftsport wird ein verlässlicher Partner in der Gemeinschaft der Sportbünde sein“, so Laur.
Umwelt- und Klimaschutz im BWLV
Die Themen Klimaschutz und Dekarbonisierung stünden im Luftsport ganz oben auf der Agenda, so der BWLV-Präsident. „Unsere Mobilität wird in der Zukunft mehr und mehr ohne fossile Brennstoffe vonstatten gehen müssen. Dies betrifft auch unsere Antriebe in der Fliegerei“, sagte Eberhard Laur. Die Transformation werde allerdings nicht einfach, denn alternative Antriebe seien in der Luftfahrt schwieriger realisierbar als am Boden. Hier stehe primär der Elektroantrieb im Vordergrund. Weil der Umstieg die Anschaffung von Neuflugzeugen bedinge, sei dies mit hohen Kosten für die Vereine verbunden. Deshalb forderte Laur die Politik auf, hier effiziente Fördermöglichkeiten zu schaffen: „Es ist evident und unerlässlich, auch im Luftsport staatliche Hilfen zu gewähren.“
Es gelte zu beachten, dass die Kleinluftfahrt und der Luftsport stets auch Ideengeber und Motor der gewerblichen Luftfahrt gewesen sei: Die Faserverbundtechnologie sei vor 70 Jahren im Segelflug entwickelt worden, und die ersten Flugzeuge mit Wasserstoff-, Hybrid- und Elektroantrieb seien Klein- und Segelflugzeuge.
Gleichzeitig verwies Laur darauf, dass der Luftsport bereits seit Jahrzehnten einen guten Beitrag zum Naturschutz leiste. Die Fluggelände seien wertvolle Naturreservate und Segelflugzeuge ermöglichten die Überwindung großer Strecken ausschließlich mit der Energie der Sonne und des Windes.
Elektroantriebe, die überdies deutliche Verbesserungen beim Schallschutz bringen, seien in der Entwicklung. Der BWLV gehe hier beispielhaft voran: In Kürze werde das erste elektrisch betriebene Motorflugzeug an der Verbands-Motorflugschule auf der Hahnweide in Betrieb genommen. „Dies ist ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung. Wir wollen damit ein Signal in Sachen Klima- und Schallschutz setzen“, so Laur.
Windenergie
Grundsätzlich unterstütze der Luftsport die Ausbauziele, damit es gelinge, die Energieversorgung im Land zu sichern, so Laur. Gleichwohl betrachte man die Entwicklung mit Sorge, dass mehr und mehr Gebiete für die Errichtung von Windkraftanlagen und insbesondere Windparks ausgewiesen werden, die in der Nähe von Flugplätzen stehen. Hier könne es zu Schwierigkeiten kommen, zumal völlig klar sei, dass Windkraftanlagen mit fast 300 Metern Blattspitzenhöhe in der Nähe von Flugplätzen ein Sicherheitsrisiko darstellen – insbesondere wegen veralteter Abstandsregelungen. Der BWLV fordere wie auch andere Luftfahrtverbände schon lange eine gesetzliche Neuregelung, die variable Abstände zu Flugplätzen vorsieht, entsprechend der Bauhöhe der Windkraftanlage.
Grundsätzlich gelte es, bereits in frühen Planungsstadien mit allen Beteiligten vernünftige Kompromisslösungen zu finden. Eines sei aber klar: „Ziel muss es sein, unsere Flugplätze zu erhalten. Sie sind nicht nur die Basis für die Ausübung unseres Sportes, sondern auch die Basis für unsere gemeinnützigen Luftsportvereine, die in jahrzehntelanger erfolgreicher Vereinsarbeit diese Flugplätze geschaffen haben.“ Der BWLV werde wie bisher schon mit fachlichem Know-How und beratend allen Vereinen zur Seite stehen, die hier mit Problemen konfrontiert werden.
Herausforderungen für den Luftsport
Inflation und steigende Kosten belasteten den Luftsport in großem Maß. Der starke Preisanstieg, den die Energiewende und die Ereignisse des Krieges in der Ukraine mit sich bringen, sei gerade im Flugzeugbau und damit auch im Luftsport gewaltig. Doch Resignation sei nicht angesagt, vielmehr seien neue Ideen gefragt. Eberhard Laur forderte die Vereine auf, zunehmend über Kooperationsmodelle nachzudenken und diese anzustreben, um die Fluggeräte bestmöglich auszulasten. Die gemeinsame Nutzung schaffe Synergien und bringe Kostenvorteile. Hierzu müssten auch Hürden in Köpfen überwunden werden.
Situation im DAeC
Solidarisches Denken sei nun wichtiger denn je. Dies gelte neben der Vereins- auch für die Verbandsarbeit. Auf Bundesebene beim Deutschen Aero Club (DAeC) sei die Situation leider unverändert schwierig. Es gebe viele unterschiedliche Interessen zwischen Mono-Luftsportverbänden und Luftsport-Landesverbänden, und der spartenübergreifende Zusammenhalt lasse zu wünschen übrig. Die Luftsportler aller Sparten unter einem gemeinsamen Dach zu erhalten, stehe mehr und mehr in Frage.
Dem hielt Laur aber ein klares Bekenntnis zum DAeC entgegen: „Wir als BWLV setzen uns auch weiterhin dafür ein, dass nicht Einzelinteressen in den Vordergrund treten, sondern auf Bundesebene beim Dachverband spartenübergreifende gemeinsame Aufgaben zentral erledigt werden.“ Der BWLV trete dafür ein, dass zur Erledigung dieser Aufgaben ein vernünftiger Beitrag von allen bezahlt werde. Professionelle Arbeit und Dienstleistung erforderten diesen Beitrag. Der Luftsport benötige nicht nur auf Landesebene eine wirksame Interessenvertretung, denn die Luftfahrtgesetzgebung erfolge in Europa und im Bund.
„Der BWLV steht zum Deutschen Aero Club, er steht zu einer starken Interessenvertretung des Luftsportes auf Bundesebene unter dem Dach des DAeC. Und der BWLV wird alles daransetzen, dass dieser Deutsche Aero Club erfolgreich und stark in eine gute Zukunft geführt werden kann“, machte Laur deutlich. Er dankte dem gesamten DAeC-Team in Braunschweig für die geleistete Arbeit in schwieriger Zeit.
Standorte des BWLV auf der Hahnweide und am Klippeneck
Sowohl die BWLV-Motorflugschule am Sonderlandeplatz Hahnweide als auch die Jugend- und Weiterbildungsstätte mit Gästehaus und technischem Ausbildungszentrum am Klippeneck seien weiterhin wichtige Standorte der Verbandsarbeit.
Im Frühjahr wurde am Segelfluggelände Klippeneck zusätzlich das Luftsport-Trainingszentrum Klippeneck als weiterer Betriebsteil im Leistungs-Portfolio des Verbandes installiert. Dort würden unter der Leitung von Michael Zistler und mit Unterstützung der am Klippeneck beheimateten Luftsportvereine unterschiedliche fliegerische Aktivitäten wie qualifizierte Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen, Einweisungs- und Übungsflüge, Trainingsmaßnahmen, Sicherheitstrainings sowie Ausbildungen im Segelflug, Motorsegelflug und Ultraleichtflug angeboten. So werde der Standort Klippeneck fliegerisch belebt, berichtete Laur. Er dankte allen Beteiligten für ihren Einsatz.
Aus- und Weiterbildung/Technik
Nach wie vor sehr gut aufgestellt sei der Verband im Ausbildungsbetrieb. Der ATO-Ausbildungsbetrieb ist und bleibe ein Grundpfeiler der Verbandsarbeit, dem höchste Aufmerksamkeit zukomme.
Auch ohne den Technischen Betrieb gehe im BWLV nichts: Die Wartung durch ehrenamtliches Fachpersonal in den Vereinen, das in den Lehrgängen am Klippeneck ausgebildet werde, sei essenziell. „Nur so können wir zu vernünftigen Kosten die Wartung und Instandhaltung sicherstellen und dem dort steigenden Kostendruck einigermaßen begegnen“, sagte der Präsident.
Allen haupt- und ehrenamtlichen Akteuren in der Technik und im Ausbildungsbetrieb dankte Laur für ihr großes Engagement.
Dank
Zum Abschluss seiner Ansprache dankte Eberhard Laur allen, die die Arbeit des Verbandes unterstützen, insbesondere dem Land Baden-Württemberg, der Landesregierung und der Luftfahrtverwaltung, den Sportbünden, den Institutionen in der Luftfahrt wie etwa das Luftfahrtbundesamt und die DFS, aber auch den Förderern des Verbandes; zuvorderst die Hellmut-Niethammer-Stiftung und der Hanns-Kellner-Fonds. Ein Dank ging auch an alle haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter sowie die ehrenamtlich Tätigen in den Vereinen.
Verleihung des Hellmut Niethammer-Innovationspreises
Die Hellmut Niethammer Stiftung hatte erstmals seit vielen Jahren wieder einen Innovationspreis mit Preisgeldern in Höhe von insgesamt 15.000 Euro ausgelobt. Bei der Mitgliederversammlung wurden die Preisträger vorgestellt und geehrt.
Zunächst stellte Stiftungsratsvorsitzender Domenico Gehling die Arbeit der Hellmut Niethammer Stiftung kurz vor. 1994 gegründet, wird die Stiftung, die den Luftsport in Baden-Württemberg über Jahre mit vielfältigen Unterstützungen in hohem Maße gefördert hat, im kommenden Jahr ihr 30-jähriges Bestehen feiern. Da im kommenden Jahr der Innovationspreis erneut ausgelobt werde, ermunterte er alle Luftsport-Vereine im BWLV schon jetzt, sich dafür zu bewerben.
BWLV-Präsident Eberhard Laur berichtete in seiner Funktion als Vorsitzender der Jury für den Innovationspreis 2023 kurz über die Zusammensetzung der Jury, die am 16. Oktober getagt hatte. Beteiligt waren folgende Juroren: Prof. Dr. Ortwin Renn, Forschungsinstitut für Nachhaltigkeit am Helmholtz-Zentrum Potsdam, Andreas Schwarz, MdL und Fraktionsvorsitzender der Grünen im Landtag, Domenico Gehling, Vorsitzender des Stiftungsrates der Hellmut Niethammer Stiftung, sowie Gerd Weinelt, Stiftungsrat der Hellmut Niethammer Stiftung und Ehrenpräsident des BWLV.
Nach der Ausschreibung waren insgesamt sieben hochwertige Bewerbungen eingegangen, so dass die Wahl nicht leichtt gefallen sei. Maßgebend für die Bewertung der Projekte waren die Kriterien Innovation, flugaffine Nachhaltigkeit, Skalierbarkeit und der Umstand, dass das Projekt außerhalb der üblichen Vereinsarbeit angesiedelt sei.
Die vier Bewerbungen, die nicht unter den Preisträgern waren, waren der LSV Sindelfingen mit „Deckenpfronn 3.0 -Flugerlebnis im Heckengäu“, die Fliegergruppe Wolf Hirth, Kirchheim/Teck, mit „Was ist FG Wolf Hirth 2030?“, die LSG Isny mit „Vereinsentwicklung“ und „Fridays for Flugsicherheit“ sowie der LSR Kraichgau mit der Sanierung der Heizungsanlage, Dachsanierung und Fotovoltaik-Anlage. Auch ihnen gebühre große Anerkennung, so Laur.
Anschließend wurden die Gewinner verkündet. Der erste Preis, verliehen von MdL Andreas Schwarz, ging an den Badisch-Pfälzischen Flugsportverein (BPFV) in Mannheim für sein Innovationskonzept „Elektroflug und Infrastruktur in der Metropolregion Rhein-Neckar“, ein vereins- und flugplatzübergreifendes Netzwerk. Die Kernziele des Projekts sind der Betrieb von batteriegetriebenen Elektroflugzeugen, die Errichtung einer regionalen Lade-Infrastruktur, die Einsparung fossiler Brennstoffe sowie die positive Darstellung und Stärkung der Allgemeinen Luftfahrt. Hierfür erhielt der BPFV eine Förderung über 10.000 Euro. Vereinspräsident Florian Zahn nahm den Preis entgegen.
Zwei weitere Projekte waren einander ebenbürtig, sodass zwei zweite Plätze gleichrangig vergeben wurden, die jeweils mit 2.500 Euro dotiert waren und von Domenico Gehling und Andreas Schwarz überreicht wurden.
Der (erste) zweite Preis ging an die Akaflieg Freiburg für das Projekt „Enroute Flight Navigation“. Dabei handelt es sich um eine einfach zu bedienende Flugnavigations-App für VFR-Piloten. Die App unterstützt Piloten bei der sicheren und regelkonformen Durchführung ihres Flugs, ist frei verfügbar mit tagesaktuellen Luftfahrtkarten für über 50 Länder sowie vereinstauglich und bietet einen Beitrag zur Flugsicherheit. Prof. Dr. Stefan Kebekus und Simon Schneider von der Akaflieg Freiburg nahmen den Preis entgegen.
Den (zweiten) zweiten Preis erhielt die Akaflieg Stuttgart für ihr Projekt „Zukunftsweisender Motorsegler fs 35“. Dabei handelt es sich um einen Motorsegler für effiziente, spritsparende, sichere und kostengünstige Schlepps von Segelflugzeugen. Er setze laut Jury neue Maßstäbe im Motorsegler-Bau und verfüge über beeindruckende Eigenschaften als ideales Schleppflugzeug. In Empfang nahmen die Auszeichnung Marc Wielscher, Zweiter Vorsitzender der Akaflieg Stuttgart, sowie Luisa Marx, Projektleiterin fs35.
Die Projekte der Gewinner werden in den kommenden adler-Ausgaben noch jeweils einzeln vorgestellt.
Eberhard Laur dankte allen, die mit ihren Bewerbungen zu einem tollen Wettbewerb beigetragen hatten, beglückwünschte die Gewinner und betonte, er hoffe auf viele weitere Einsendungen für den Innovationspreis der Hellmut Niethammer Stiftung in den kommenden Jahren.
Rechnungsabschluss für 2022 und Haushaltsplan 2024
Der Rechnungsabschluss für das Jahr 2022 wurde nach einem positiven Bericht der Rechnungsprüfer Michael Neudel und Dieter Rühle, welche die Finanzen für ordnungsgemäß befunden hatten, von den Mitgliedern einstimmig genehmigt. „Es wurde sehr gut gehaushaltet, und wir haben eine sehr gute Stimmung, ein unwahrscheinlich gutes Vertrauen und eine große Offenheit uns gegenüber in allen Betriebsteilen des BWLV angetroffen“, berichtete Neudel.
BWLV-Vizepräsident und Schatzmeister Horst Ehni erläuterte den Rechnungsabschluss und betonte, man habe erneut ein sehr gutes Ergebnis erzielt. Das positive Jahresergebnis sei auch dem seit Jahren eingeschlagenen Weg der sparsamen Haushaltsführung und Kostenreduktion geschuldet.
Gleichwohl gelte es, den Blick auf die Zukunft zu richten. Die hohe Inflation mache auch dem Verband zu schaffen und es sei mit weiter steigenden Preisen zu rechnen, insbesondere bei der Energieversorgung. Um auch weiterhin ein starkes Leistungsspektrum für die Mitglieder und Mitgliedsvereine anbieten zu können, sei es nach fünf Jahren konstanter Beiträge erforderlich, eine moderate Beitragsanpassung durchzuführen.
Zudem stellte Ehni die Eckdaten des Haushalts für 2024 vor. Auch dieser wurde einstimmig genehmigt. Insgesamt sei der Verband finanziell gut aufgestellt und könne allen Aufgaben gut nachkommen, so Ehni.
Einstimmige Entlastung des Präsidiums
Die Mitglieder entlasteten das Präsidium einstimmig und sprachen der BWLV-Spitze somit ihr uneingeschränktes Vertrauen aus. Die Entlastung nahm Dr. Stefan Kroboth, Erster Vorsitzender der Fliegergruppe Schwäbisch Gmünd vor. Er lobte den BWLV für dessen gute Arbeit. Präsident Eberhard Laur dankte der Versammlung für den großen Vertrauensbeweis. „Dieses Vertrauen stärkt uns und wir werden gemeinsam auch fortan mit Bedacht, Umsicht und Einsatz die uns übertragenen Aufgaben angehen“, so Laur.
Wahl der Rechnungsprüfer
Dank sprach Eberhard Laur den beiden Rechnungsprüfern Michael Neudel und Dieter Rühle aus. Beide wurden turnusmäßig erneut als Rechnungsprüfer gewählt.
Neufestsetzung des Mitgliedsbeitrags
Präsident Eberhard Laur leitete die Überlegungen zur Anpassung der Mitgliedsbeiträge mit einigen grundsätzlichen Hinweisen ein. Die Mitgliedsbeiträge des Verbandes seien seit fünf Jahren unverändert, auch der „adler“ erscheine seit mehr als 20 Jahren zum unveränderten Abonnementspreis. Zwar sei die finanzielle Basis des BWLV gut, dennoch sei der Mitgliedsbeitrag wie in jedem eingetragenen Verein eine wesentliche Grundlage zur Finanzierung der Verbandsarbeit und deshalb Lichte einer gesamtbetriebswirtschaftlichen Bewertung zu sehen. Nur so könne der Verband sicherstellen, dass auch in Zukunft eine solide Bewältigung der Aufgaben dauerhaft erfolgen könne.
Die aktuell gute Ausgangslage sei ist dem Umstand geschuldet, dass der BWLV ein sehr engmaschiges Kostenmanagement führe. Wo immer möglich würden Einsparpotenziale realisiert. Doch Restrukturierungsmaßnahmen in der Verbandsorganisation und in den Zweckbetrieben seien nicht beliebig fortsetzbar. Auch bei den Mitarbeitern gebe es keine Redundanzen - ein „Abspecken“ beim Personal sei angesichts einer ohnehin kleinen Zahl an hochspezialisierten Beschäftigten nicht möglich.
Auf der anderen Seite gebe es massive finanzielle Belastungen, insbesondere die sehr hohe Inflation und die Steigerung der Kosten auf allen Ebenen. Allein in den zurückliegenden Jahre, in denen der Mitgliedsbeitrag stabil gewesen sei, belaufe sich die Inflation auf insgesamt 13,5 Prozent. Auf den Jahresumsatz des BWLV gerechnet, stelle dies einen Betrag von rund 470.000 Euro dar, den der BWLV also jährlich aktuell gegenüber dem Jahr 2018 zusätzlich über Einnahmen und/ oder Einsparungen aufbringen müsse. „Ich denke, allein an dieser Zahl wird deutlich, dass unsere Anstrengungen erheblich waren, um in den letzten Jahren adäquat über die Runden zu kommen“, so Laur.
Zudem habe der Verband in den vergangenen Jahren immer mehr zusätzliche Aufgaben stemmen müssen. Dies liege an externen wie internen Vorgaben. Beispielhaft nannte Eberhard Laur Aufgaben wie Windenergie, Datenschutz, die Erneuerung und Ausweitung der Verbandshomepage sowie einen erhöhten Aufwand im ATO-Betrieb und im Technischen Betrieb durch gesetzliche Vorgaben.
Erlöse aus den Liegenschaften könnten nicht verwendet werden und werden nicht verwandt, um Deckungslücken im operativen Bereich zu schließen – dies wäre falsch, würde ein Zehren von der Substanz bedeuten und sei kurzsichtig gedacht. Die Anpassung von Entgelten für Leistungen, die der BWLV neben seinen Kernaufgaben anbietet, sei ein Weg, der schon jetzt regelmäßig erfolge. „Aber auch die Mitgliedsbeiträge müssen hier ihren Teil zum Gesamten beitragen“, so Laur. Diese decken ausschließlich den Bedarf in der allgemeinen Verbandstätigkeit, der Verbandsverwaltung, der Sportförderung und der ideellen Verbandstätigkeit.
Das Präsidium habe sich deshalb nach reiflicher Überlegung dazu entschlossen, der Mitgliederversammlung eine Erhöhung des Mitgliedsbeitrages von acht Euro pro Jahr für ordentliche Mitglieder in den Luftsportgruppen und Einzelmitglieder sowie vier Euro pro Jahr für jugendliche Mitglieder vorzuschlagen. „Wir halten dies für einen moderaten Ansatz, dadurch wird kein Mitglied über die Maßen belastet“, sagte Laur. Im Gegenzug erhalte der BWLV vernünftig Luft, um auch weiterhin auf einem guten Gleis zu bleiben.
Die Mitgliederversammlung folgte diesen Ausführungen und stimmte bei lediglich einer Enthaltung mit überwältigender Mehrheit für die Anpassung der Mitgliedsbeiträge.
Der somit neu festgelegte Jahresbeitrag ab 1. Januar 2024 beträgt somit 56 Euro für ordentliche und 62 Euro für Einzelmitglieder sowie 28 Euro pro Jahr für jugendliche Vereinsmitglieder und 31 Euro pro Jahr für jugendliche Einzelmitglieder.
Anträge von Mitgliedern wurden keine gestellt.
Ehrung der Luftsportler
BWLV-Segelflugreferent Christof Geißler zeichnete insgesamt mehr als 20 Luftsportler, die sich durch besondere Leistungen hervorgetan hatten, mit Goldenen Leistungsplaketten aus. Darunter waren Teilnehmer bei Welt- und Europameisterschaften sowie zahlreiche Deutsche Meister. Alle ausgezeichneten Sportler werden in der Bestenliste des Jahres in der Dezember-Ausgabe des adlers aufgelistet.
Der BWLV – ein starker Verband
Präsident Eberhard Laur zog ein positives Fazit der Versammlung: „Der BWLV ist auf allen Ebenen gut aufgestellt. Wir haben gut gewirtschaftet, und unsere Mitglieder haben uns ihr Vertrauen deutlich demonstriert.“ Somit könne der Verband zuversichtlich in die Zukunft blicken und den guten Weg, den er eingeschlagen habe, gestärkt fortsetzen.
Abschluss
Im Anschluss an die Versammlung waren die Mitglieder zu einem Imbiss im SSB-Veranstaltungszentrum Waldaupark eingeladen. Sehr gelobt wurde der neue Veranstaltungsort, den der BWLV nicht zuletzt aus Gründen der Kostenersparnis ausgesucht hatte. Dabei gab es einen regen Austausch und es wurden viele gute Gespräche geführt.
Die nächste BWLV-Mitgliederversammlung findet am Sonntag, 10. November 2024, erneut im SSB-Veranstaltungszentrum Waldaupark in Stuttgart statt.
Text und Fotos: Simone Bürkle
Grußworte
MdL Andreas Schwarz, Fraktionsvorsitzender der Grünen im Landtag von BW, lobte das große Engagement des BWLV und seiner Vereine. Gemeinsinn, Verlässlichkeit und enge Vertrauensbande würden im Luftsport tagtäglich gelebt. Auch stecke im Luftsport viel Innovationskraft und Tüftlergeist, der gerade im Klimaschutz wichtig sei. Die Luft- und Raumfahrt sei Vorreiter für andere Branchen, „und Flieger sind nicht nur Sportler, sondern Umweltbotschafter“, so Schwarz. Der Fraktionsvorsitzende erinnerte an seine enge Verbindung zum Sonderlandeplatz Hahnweide, wo er im Segelflugzeug auf Einladung des BWLV tolle Flüge über der Heimat absolviert habe. Er bot an, weiterhin in engem Dialog mit dem BWLV zu bleiben, vor allem, wenn es um die Vereinbarkeit von Windenergie, Klimaschutz und Flugsport gehe.
Andreas Felchle, Präsident des WLSB, überbrachte stellvertretend für 2,2 Millionen Sportler aus 5.700 Vereinen im Land Grüße und beglückwünschte den BWLV als „jüngstes Kind“ zur Aufnahme in die Sportbundorganisation in Baden-Württemberg. Ebenso überbrachte er die Grüße der Kollegen in den Sportbünden in Karlsruhe und Freiburg. Der BWLV verfüge über eine schlagkräftige Mannschaft im organisierten Sport – dies sei gut so. Und es sei schön, dass man als gute Partner nun verbunden sei. Die Mitglieder forderte Felchle auf, für die Demokratie und deren Wertesystem einzustehen. Es dürfe keinen Platz für Rassismus und Antisemitismus in der Gesellschaft geben. „Wer in einem Sportverein ist, muss Vorbild sein und Verantwortung tragen“, so Felchle. Der BWLV erfülle dies, und Felchle wünschte dem Verband von Herzen alles Gute.
Claus Cordes, DAeC-Präsident, ging in seinem Grußwort auf die aktuellen Schwierigkeiten im Dachverband ein. Es komme derzeit zur Kraftprobe zwischen verschiedenen Strömungen, die es auszufechten gelte. Gleichzeitig forderte er die Mitglieder auf, nicht allen Gerüchten, die kursierten, Glauben zu schenken. Dennoch zeigte sich der DAeC-Präsident zuversichtlich, die Probleme überwinden zu können: „Mit dem Gewitter kommt die Reinigung, und danach bekanntlich irgendwann wieder gutes Flugwetter. Daran sollten wir uns orientieren.“
Robert Hamm, Leiter des Referats Luftverkehr und Luftsicherheit im Regierungspräsidium Stuttgart, brachte in seinem von Eberhard Laur vorgetragenen Grußwort seine Wertschätzung für den BWLV zum Ausdruck. „Ohne den BWLV als Dachorganisation wäre vieles, was in der Fliegerei wichtig ist, nicht so gut gesteuert und organisiert. Bei der Komplexität der rechtlichen Vorgaben erscheint es mir für die Vereine immens wichtig, einen Verband zu haben, der diese unterstützt und mit gutem Service begleitet. Hier leistet der BWLV immens viel und federt viele Fragen ab, die sonst bei der Luftfahrtbehörde auflaufen würden“, so Hamm. Er bedankte sich für die stets gute und konstruktive Zusammenarbeit mit allen Beteiligten, insbesondere mit der BWLV-Geschäftsstelle.