BWLV-Mitgliederversammlung 2021

Mit einstimmigen Wahlergebnissen in eine gute Zukunft

Zur diesjährigen Mitgliederversammlung des BWLV trafen sich am Sonntag, 19. September 2021, rund 170 Delegierte aus 67 Luftsportvereinen, Behörden sowie Förderer des Luftsports im „Fliegenden Museum“ am Flugplatz Aalen-Elchingen (EDPA). BWLV-Präsident Eberhard Laur wurde einstimmig wiedergewählt. Zu neuen Vizepräsidenten gewählt wurden Matthias Seehuber, Reinhard Diez sowie Horst Ehni (Letzterer auch zum Schatzmeister). Das Präsidium wurde wie vorgeschlagen bestätigt, Rechnungsabschluss und Haushalt wurden angenommen – dies alles ohne Gegenstimme. Somit zeigt sich der Verband gut aufgestellt für kommende Aufgaben. 

Zunächst dankte Präsident Eberhard Laur dem „Hausherrn“ Karl Grimminger für die freundliche Beherbergung im „Fliegenden Museum“ sowie dem Luftsportring Aalen für dessen großartige Unterstützung. „Es ist wirklich einzigartig, was an diesem Platz geschaffen wurde. Und ich freue mich sehr, dass wir diese wunderbaren Räumlichkeiten nutzen dürfen“, so Laur. 

Dann richteten mehrere Ehrengäste das Wort an die Versammlung. So sprachen Elchingens Ortsvorsteher Nikolaus Rupp, Kirsa Küllenberg, Leiterin des Referats Luftverkehr vom Ministerium für Verkehr Baden-Württemberg, sowie Stefan Klett, Präsident des Deutschen Aero Clubs (DAeC), zu den Mitgliedern.

Packender Festvortrag
Im Anschluss warf Dr. Ulf Merbold - ehemaliger Astronaut, passionierter Flieger und BWLV-Mitglied - in seinem packenden Festvortrag einen Blick auf „Die Zukunft der Raumfahrt“. Erst kürzlich hatte der BWLV mit Merbold, der bis heute als einziger Europäer drei Mal im All war, ein umfangreiches Interview im adler zum 80. Geburtstag geführt. 

In seinen Ausführungen ging der renommierte Wissenschafts-Astronaut darauf ein, wie groß derzeit die Beteiligung von Institutionen und die Vielfalt der Aktivitäten in Sachen Raumfahrt sind. Neben staatlichen Akteuren wie NASA (USA), Roskosmos (Russland) oder ESA (Europa) gebe es mittlerweile auch eine Reihe von Unternehmen wie etwa Space X, Boeing oder Airbus, die an der Raumfahrt teilhaben. Neben wissenschaftlichen Zwecken, dem Zugang zu Kommunikation oder auch Sicherheitsaspekten gehe es dabei inzwischen auch um kommerzielle Ansätze. 

Merbold ging auf einzelne Projekte und Programme ein, so etwa die internationale Raumstation ISS, die seit 2001 bemannt betrieben wird. Er plädierte dafür, diese über den geplanten Ausstieg 2024 hinaus weiter zu betreiben und forderte ein verstärktes Engagement der EU in der Raumfahrt, insbesondere die Weiterentwicklung von bemannten Transportern ins All. „Wir sind ein Kontinent der Verwalter, nicht der Gestalter“, so Merbold. Er forderte mehr Mut bei der Verwirklichung von Visionen in Sachen Raumfahrt ein. Nur wer bereit sei, wie einst die großen Entdecker neue Wege zu gehen, können wichtige wissenschaftliche Erkenntnisse gewinnen. 

Zum Abschluss berichtete Merbold über die Möglichkeiten, zum Mars zu fliegen – diese seien allerdings schon allein wegen der logistischen Herausforderungen nur mit Mondlandungen als Zwischenschritt möglich. In diesem Zusammenhang stellte er das Mondprogramm „Artemis“ vor, bei dem erstmals die ESA auf Augenhöhe mit der NASA operiere. Im Rahmen dieses Programmes seien noch spannende Erkenntnisse zu erwarten.

Der Festvortrag wurde mit viel Applaus bedacht. Anschließend ging Präsident Eberhard Laur in seiner Ansprache kurz auf die wichtigsten Themen im abgelaufenen Jahr ein. 

Auswirkungen der Corona-Pandemie
Corona habe den Luftsport, den BWLV und seine Vereine in den zurückliegenden Monaten täglich beschäftigt, so Laur. Der Corona-bedingte Lockdown habe viele Erschwernisse im Luftsport gebracht – sei es, dass persönliche Begegnungen über lange Zeit ausfallen mussten, dass Winterarbeiten an den Flugzeugen zeitweilig unmöglich oder viele Vereins- und Verbandsmaßnahmen der Pandemie zum Opfer fielen. Für den BWLV seien insbesondere der monatelange Stillstand der Weiterbildungsstätte am Klippeneck wie auch der sehr eingeschränkte Betrieb der BWLV-Motorflugschule ein schwerer Einschnitt gewesen. 

Die ständig geänderten gesetzlichen Bedingungen zur Bewältigung der Pandemie seien ein weiterer Stolperstein gewesen. Immerhin habe der BWLV mit der Luftfahrtverwaltung und vor allem dem zuständigen Referatsleiter im Ministerium für Verkehr, Dr. Manfred Dahlheimer, einen Partner zur Seite gehabt, der den Verband während des Lockdowns in Fragen des Regelwerkes bestmöglich unterstützte, sich nun allerdings in den wohlverdienten Ruhestand verabschiedet habe. Ihm dankte Eberhard Laur ganz besonders für die gute Zusammenarbeit. 

So sei es unter anderem gelungen, in Baden-Württemberg das Fliegen, die Flugausbildung und die luftsportliche Betätigung während des gesamten Lockdowns aufrecht zu erhalten, wenn auch mit Einschränkungen. Auch die finanziellen Einschränkungen des Verbandes durch Corona seien verkraftbar – und dank äußerster Zurückhaltung im investiven Bereich und mit einem strengen Ausgabenkonzept sei es gelungen, das betriebswirtschaftliche Ergebnis im BWLV auf einem guten Niveau zu erhalten. 

Online-Angebote des Verbandes
Laur wies darauf hin, dass der Verband während der Pandemie zahlreiche Online-Angebote geschaffen habe, die sehr gut angenommen wurden – darunter etwa die Fluglehrer-Auffrischungsschulungen, die im Online-Format hervorragend klappten und großen Anklang fanden. Auch die Luftsportjugend habe ihre Aktivitäten auf breiter Ebene online durchgeführt und sogar Jugendleiter-Lehrgänge virtuell organisiert. Digitalisierung und Online-Maßnahmen seien auch künftig wichtig und hilfreich, wenngleich die Begegnung von Angesicht zu Angesicht weiterhin im Mittelpunkt des Verbands- und Vereinslebens stehe. 

Umwelt-/Naturschutz, Windenergie
Der politische Druck wachse, Fragen des Natur- und Umweltschutzes wie auch des Schallschutzes in den Vordergrund zu stellen, so Laur. Hierbei gebe es in den nächsten Jahren Probleme, die nicht nur an den Flugplätzen Schwierigkeiten bereiten können. Auch das Thema Windkraft in Flugplatznähe werde an Gewicht zunehmen. Die Änderung der Landeplatz-Lärmschutzverordnung, die bald verabschiedet werde, sei Folge dieser Entwicklung. Trotz Intervention der Luftsportverbände werde dieses Gesetz zu Einschränkungen an verschiedenen Flugplätzen für Luftfahrzeuge führen, die erhöhte Lärmschutzanforderungen nicht erfüllen. Laur appellierte, Naturschutz und flugbetriebliche Aktivitäten in einem vernünftigen Einklang zu erhalten. „Hier müssen wir uns bestmöglich wehren und um den Erhalt unserer Freiräume kämpfen“ so Laur. Gefordert seien indessen Fingerspitzengefühl und Kompromissbereitschaft. „Mit der Faust auf dem Tisch werden wir nichts erreichen“, sagte Laur. Es gelte, das eigene Tun zu überprüfen und Möglichkeiten zu finden, unnötige Emissionen zu vermeiden oder zu reduzieren. „Unser Verhalten wird Einfluss darauf haben, dass und ob es gelingt, Wege und Lösungen zu finden, welche die Grundlagen zur Ausübung unseres Sportes best¬möglich erhalten.“, resümierte der BWLV-Präsident. 

Luftraum
Der Luftraum werde immer enger, nicht zuletzt mit Blick auf das Thema Drohnen, erläuterte Laur. Der BWLV sei hier gemeinsam mit den Partnern in anderen Verbänden und insbesondere dem Dachverband DAeC beständig daran, intensiv Lobbyarbeit zu betreiben. „Es sind dicke Bretter zu bohren und Wunder können nicht erwirkt werden. Aber wir werden nicht aufhören, uns dafür einzusetzen, dass der Luftraum für alle Luftsportler erhalten bleibt“, so Laur. 

Deutscher Aero Club
Der Dachverband sei aktuell in nicht einfachem Fahrwasser. Die unterschiedlichen Auffassungen insbesondere einiger Mono-Luftsportverbände zur Aufgabenwahrnehmung und Aufgabenverteilung, aber auch zur Stellung der Landesverbände im Konzert der Mitgliedsverbände des DAeC seien nicht beseitigt. Eine strukturelle Neuausrichtung müsse in naher Zukunft gelingen, forderte Laur. Gleichzeitig sicherte der BWLV-Präsident dem DAeC die volle Unterstützung zu. „Die föderale Verankerung des Luftsportes unter dem Dach des DAeC muss stark erhalten bleiben. Wir lehnen es ab, auf Bundesebene diese föderale Grundstruktur aufzubrechen und eine Struktur des Verbandes der Verbände unter Führung der Mono-Luftsportverbände zu installieren.“ Gelöst werden müsse ferner die fortbestehende schwierige Situation mit dem Deutschen Segelflugverband DSV. 

Anbindung des BWLV an die Sportbundorganisation
Diese Anbindung befinde sich auf der Zielgeraden, leider verzögert durch die Eintragung der jüngst erfolgten Satzungsänderung beim Registergericht. Sobald dies erfolgt sei, solle das Aufnahmeverfahren in die Sportbundorganisation im Laufe des nächsten Jahres abgeschlossen werden. „Ich bin sicher, dass wir zum angepeilten Stichtag am 1. Januar 2023 unseren Verband in toto in der Sportbundorganisation in Baden-Württemberg verankert haben werden“, so Laur. 

Dank
Zum Abschluss seiner Ansprache dankte Eberhard Laur allen, die die Arbeit des Verbandes vielfältig unterstützen, insbesondere dem Land Baden-Württemberg, der Landesregierung und der Luftfahrtverwaltung, dem Landessportverband und den Sportbünden als Partner im Förderverfahren, den vielen Institutionen und Einrichtungen in der Luftfahrt wie etwa das Luftfahrtbundesamt – Außenstelle Stuttgart – sowie die Deutsche Flugsicherung – Außenstelle Stuttgart – und nicht zuletzt den Freunden, Förderern und Gönnern des Verbandes; zuvorderst die Hellmut-Niethammer-Stiftung und der Hanns-Kellner-Fonds. Auch dem Förderverein für Segelkunstflug sowie dem Förderverein für Strecken- und Wettbewerbssegelflug dankte Laur. Überdies ging sein Dank ging an alle haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter sowie die ehrenamtlich Tätigen in den Vereinen. 
Im Anschluss an seine Ansprache nahm Eberhard Laur eine besondere Ehrung vor: 

Klaus Holighaus Medaille für Eberhard Schott
Die Auszeichnung, benannt nach Klaus Holighaus, der wie kaum ein anderer als Ingenieur, Konstrukteur, herausragender Wettbewerbspilot und Leistungsflieger sowie auch als Unternehmer den Luftsport geprägt hat, verleiht der BWLV an Persönlichkeiten für ganz besonders herausragende Leistungen um und im Luftsport in Baden-Württemberg. 

Eberhard Laur ehrte in Eberhard Schott einen Fliegerkameraden, der in ähnlicher Weise, nämlich als Konstrukteur, Leistungssegelflieger, aber auch als Luftsportler im Verein Großes geleistet und den Luftsport vorangetrieben hat. Laur erinnerte daran, dass Eberhard Schott in der Fliegergruppe Göppingen auf dem Hornberg das Segelfliegen erlernt habe. Sein Studium an der Universität Stuttgart, das er als Diplom-Ingenieur der Luft- und Raumfahrttechnik abschloss, führte ihn zur Akademischen Fliegergruppe Stuttgart. Dort lernte er beim Bau des Motorseglers FS 26 und des Motorflugzeugs FS 28 die Faser-Kunststoff-Verbundbauweise kennen. 

Bereits 1972 reiften die ersten Pläne für ein Segelflugzeug mit im Flug teleskopartig ein- und ausfahrbaren Tragflächen. So war Eberhard Schott bei der Konstruktion der FS 29 dabei. Wenig später holte ihn Klaus Holighaus in seinen Betrieb nach Kirchheim/Teck. Dort war Schott maßgeblich an allen Entwicklungen beteiligt, vom Nimbus über den Diskus und Janus bis hin zum Ventus. Bis 2011 war er Betriebsleiter von Schempp-Hirth. Ebenso leistete Schott auch beim Bau der ersten Windkraftanlagen in Faser-Verbundbauweise Pionierarbeit. 

Neben seiner Tätigkeit als Entwicklungsingenieur betrieb er über Jahrzehnte hinweg erfolgreich den Leistungs-Segelflug. So war er 32 Mal beim Hahnweide-Wettbewerb. 13 Mal bei Landes- und Deutschen Meisterschaften sowie sechs Mal beim Rieti-Cup dabei. 1981 gewann er Bronze im Barron Hilton-Cup. Und er fand bei all diesen wichtigen und großen Aktivitäten auch Zeit, um sich ehrenamtlich im Verein und für den Segelflug zu engagieren. Als Präsident der Interessengemeinschaft der Deutschen Akademischen Fliegergruppen (IDA-Flieg) holte er das regelmäßig im Sommer stattfindende Vergleichsfliegen der IDA-Flieg nach Aalen-Elchingen.

1978 wurde er Prüfer Klasse 3 für Faser-Verbund-Kunststoff-Segelflugzeuge und er gehört seither dem technischen Ausschuss und dem Prüferteam der BWLV-Prüforganisation an. 1981 organisierte er den Lehrgang für FVK-Werkstattleiter, den er noch heute begleitet. „Er gehört zu denjenigen, die den Segelflug zu dem mit gemacht haben, was er heute in Deutschland und der Welt ist“, fasste Eberhard Laur die Verdienste des Geehrten zusammen. 

Rechnungsabschluss für 2020 und Haushaltsplan 2022
Der Rechnungsabschluss für das Jahr 2020 wurde nach einem positiven Bericht der Rechnungsprüfer (vertreten durch Michael Neudel), die die Finanzen für ordnungsgemäß befunden hatten, von den Mitgliedern einstimmig genehmigt. Der scheidende BWLV-Vizepräsident und Schatzmeister Hans-Joachim Proß stellte die Eckdaten des Haushalts für 2022 vor. Auch dieser wurde einstimmig genehmigt. Insgesamt sei der Verband finanziell und gut aufgestellt und könne allen Aufgaben gut nachkommen, so Proß. 

Ernennung von Hans-Joachim Proß zum Ehrenmitglied
Gleichzeitig nahm Hans-Joachim Proß Abschied von seinem Ehrenamt. Seit 2006 war er als Vizepräsident, seit 2012 zusätzlich als Schatzmeister für den BWLV tätig gewesen. 
„Vom ersten Tag an bis heute hat er mit großem Engagement, mit Ideen und mit hohem persönlichem Einsatz dieses Amt im BWLV versehen. Wo immer es galt, war er zu Stelle, unterstützte mit Rat und Tat, opferte seine Zeit für den Verband und brachte seine Expertise ein“, gab Präsident Eberhard Laur ihm zur Verabschiedung mit auf den Weg. So sei es auch Proß‘ engagiertem Einsatz zu verdanken, dass der Prozess der Restrukturierung der BWLV-Zweckbetriebe durch Aufgabe des Standortes Hornberg und Neubelebung des Standortes Klippeneck gelungen sei. In die Amtszeit des scheidenden Schatzmeisters seien zudem der Umzug der Verbandsgeschäftsstelle und der Bau der neuen Werkstatt am Klippeneck gefallen. Beide Projekte habe Hans-Joachim Proß maßgeblich mitinitiiert, begleitet und mit Tatkraft umgesetzt, so Laur. Nicht zuletzt hinterlasse Proß ein gut bestelltes Haus mit solidem finanziellem Fundament. Für dieses große Engagement sagte Eberhard Laur Hans-Joachim Proß seinen herzlichen Dank und ernannte ihn zum Ehrenmitglied des BWLV. 

Entlastung des Präsidiums 
Die Mitglieder entlasteten das Präsidium einstimmig und sprachen der BWLV-Spitze somit ihr uneingeschränktes Vertrauen aus. Die Entlastung nahm Benjamin Bauer, Erster Vorsitzender des Flugsportrings Kraichgau Sinsheim, vor. In seiner Ansprache dankte er der BWLV-Führungsmannschaft, den Mitarbeitern wie auch allen Ehrenamtlern für deren Einsatz. Die Pandemie habe den BWLV vor große Herausforderungen gestellt, die dieser sehr gut gemeistert habe, zum Beispiel beim Erstellen von Hygienekonzepten, aber auch bei der Fortentwicklung von Online-Angeboten für die Vereine. Im Hintergrund seien wichtige Maßnahmen ergriffen worden, zum Beispiel die Kommunikation mit den Behörden. Bauer lobte zudem die solide Haushaltführung und erinnerte daran, dass ein Verband nur vom Miteinander lebe: „Nicht die Sichtbarkeit des Einzelnen, sondern die Gemeinschaft zählt.“ 

Anträge des Präsidiums
Der Antrag des Präsidiums, die Satzung dahingehend zu ändern, dass der Referent für Jugendfragen nicht vom Präsidenten, sondern von der Landesjugendversammlung vorgeschlagen und gewählt wird und somit künftig sogenanntes „geborenes“ Mitglied des Präsidiums ist, wurde einstimmig angenommen. Auch dem Antrag des Präsidiums, dass - wie bereits im Vorjahr beschlossen, aber noch nicht einheitlich in allen Verbandsdokumenten wie der Satzung und der Beitragsordnung angepasst - der ermäßigte Mitgliedsbeitrag für Jugendliche mit Erreichung des 14. Geburtstages fällig wird, wurde einmütig zugestimmt. Ein weiterer Antrag des Präsidiums auf Änderung der Beitragsordnung in Bezug auf zum wiederholten Male unterjährig angemeldete Mitglieder wurde nach mehreren Wortmeldungen bis zu einer endgültigen Klärung zurückgestellt. 

Wahl der Rechnungsprüfer
Besonderen Dank sprach Eberhard Laur den Rechnungsprüfern Michael Neudel und Horst Ehni aus: „Ihr seid das Gewissen des Verbandes, und ihr habt eure Aufgabe sehr gewissenhaft und sorgfältig erfüllt.“ Zu neuen Rechnungsprüfern einstimmig gewählt wurden Michael Neudel, der sein Amt fortführt, sowie Ewald Krumm, der das Amt anstelle von Horst Ehni, der zur Wahl des Vizepräsidenten nominiert war, übernahm. 

Neuwahlen des Präsidiums
Die Wahlleitung hatte Roland Helfer, Vorsitzender des FSV 1910 Karlsruhe, inne. Präsident Eberhard Laur hatte sich zur Wiederwahl gestellt und wurde ohne Gegenstimme im Amt bestätigt. Laur dankte der Versammlung für das große Vertrauen, das ihm entgegengebracht wurde. „Wir werden als Team weiterhin gut zusammenarbeiten und richten den Blick nach vorn“, so der alte und neue BWLV-Präsident. 

Zu neuen Vizepräsidenten wurden Matthias Seehuber, Reinhard Diez sowie Horst Ehni allesamt einstimmig gewählt – Letzterer auch zum Schatzmeister. Sie folgen auf Hans-Joachim Proß, Steffen Baitinger und Paula Winterstein, die sich nicht mehr zur Wahl gestellt hatten. 

Auch die Präsidialräte und Referenten wurden nach Wahlvorschlag des Präsidiums einstimmig gewählt, der überwiegende Teil von ihnen führte das Amt fort. Bei den Referenten gab es mehrere Wechsel: Walter Nerdinger, Referent für Motorflug/UL, hatte sich nicht mehr zur Wiederwahl gestellt. Sein Nachfolger ist Axel Boorberg.

Bereits eine Woche vor der Mitgliederversammlung war Tim Steiner bei der Landesjugendversammlung auf dem Wächtersberg zum neuen Landesjugendleiter und Referenten für Jugendfragen gewählt worden – auch er wurde in seinem neuen Amt einstimmig bestätigt. Er folgt auf Oliver Goller, der dieses Ehrenamt vor ihm neun Jahre lang ausgeführt hatte und nun stattdessen zum Präsidialrat für besondere Aufgaben gewählt wurde. Ausgeschieden aus dem Präsidium ist Christian Schulz, der mehr als 20 Jahre lang für den Verband als Ballonreferent und Präsidialrat tätig gewesen war. 

Somit setzt sich das BWLV-Präsidium wie folgt zusammen: 
•    Präsident: Eberhard Laur
•    Ehrenpräsident Gerd Weinelt
•    Vizepräsident und Schatzmeister: Horst Ehni
•    Vizepräsident: Matthias Seehuber
•    Vizepräsident: Reinhard Diez
•    Referent für Ausbildung: Harald Ölschläger
•    Ref. für Jugendfragen, Landesjugendleiter: Tim Steiner
•    Referent für Segelflug/Motorsegelflug: Christof Geißler
•    Referent für Motorflug/Ultraleichtflug: Axel Boorberg
•    Referent für Modellflug: Hans Deuschle
•    Referent für Freiballonsport: Frank Kruspel
•    Referent für Fallschirmsport: Robert Fröschle
•    Präsidialrat für Nordbaden: Axel Horn
•    Präs.rat für Nordwürttemberg: Prof. Dr. Helmut Albrecht
•    Präsidialrat für Südbaden: Arno Breitenfeld
•    Präsidialrat f. Südwürttemberg-Hohenzollern: Dieter Beck
•    Präsidialrätin und Beauftragte für Frauensport: Beate Rein
•    Präsidialrat für besondere Aufgaben: Oliver Goller
•    Präsidialrat für Öffentlichkeitsarbeit: Volker Rath
•    Präsidialrat für Natur- und Umweltschutz/
     Beauftragter für Windenergie: Hansjörg Jung

Ernennung zu Ehrenmitgliedern
Nach Abschluss der Neuwahlen ernannte Eberhard Laur mehrere verdiente Ehrenamtler zu Ehrenmitgliedern. Sie alle würdigte der Präsident als im Sinne des Luftsports und für den Verband überaus engagierte Fliegerkameraden und Funktionsträger. Nachfolgend eine Übersicht:

Hans-Joachim Proß: scheidender Vizepräsident und Schatzmeister - seit 2006 als Vizepräsident, seit 2012 zusätzlich als Schatzmeister für den BWLV tätig (siehe Text oben).

Walter Eisele: Früherer, jahrelanger Vizepräsident und Referent Segelflug; bereits 2020 aus dem Präsidium ausgeschieden, konnte aber bislang wegen der Corona-Pandemie und ausgefallener Präsenzveranstaltungen nicht angemessen gewürdigt werden. „Walter Eisele kannten und kennen wir alle als einen leidenschaftlichen Kämpfer für unseren schönen Sport. Er ist Luftsportler durch und durch, Fluglehrer, Prüfer, Vereins- und Verbandsfunktionär und vor allem auch erfolgreicher Leistungssportler. Als solcher hat er herausragende Erfolge bei nationalen und internationalen Meisterschaften erflogen. Nahezu 14.000 Flugstunden stehen in seinen Flugbüchern. Fast 20 Jahre lang trainierte er die Frauen-Nationalmannschaft mit großem Erfolg und war als Trainer Vater mehrerer Weltmeisterinnen-Titel im Segelflug. Neben seinen herausragenden sportlichen Leistungen war es aber auch sein Einsatz im Ehrenamt, sowohl im Verein, als auch im BWLV und zuletzt im Deutschen Aero Club, der beeindruckte. Es gibt wohl nur ganz wenige Luftsportler, die über eine so lange Zeitspanne hinweg in so vielfältiger Weise im Ehrenamt erfolg-reich und uneigennützig gewirkt haben“, würdigte Eberhard Laur Walter Eisele in seiner Laudatio und dankte ihm im Namen aller Luftsportler.

Walter Nerdinger: Scheidender Referent Motorflug/Ultraleicht. Eberhard Laur dankte auch ihm und ehrte ihn mit folgenden Worten: „Seit über 30 Jahren ist Walter Nerdinger Mitglied im Fachausschuss Motorflug des BWLV. Dort hat er wichtige Impulse gesetzt, nicht nur in der Wettbewerbsfliegerei und beim Südwestdeutschen Rundflug. Vor eineinhalb Jahrzehnten übernahm er dann das Amt des Referenten Motor-/UL-Flug im BWLV, das er heute in jüngere Hände gibt. In diese Zeit fallen viele wichtige Änderungen nicht zuletzt in der europäischen Luftfahrt-Gesetzgebung. Hier hat Walter Nerdinger sein großes Wissen und seine Fachkunde in den Prozessen eingebracht. Großer Dank gebührt ihm auch für die Organisation und Durchführung zahlreicher Seminare im Motorflug, so unter anderem dem Schlechtwetterflug-Seminar. Auch Walter Nerdinger hat sich in hervorragender Weise für den Luftsport und für den BWLV eingesetzt und die Interessen der Motorflieger, immerhin der größten Motorfluggruppe unter den Landesverbänden des DAeC, erfolgreich vertreten.“

Christian Schulz: Langjähriger Ballonreferent, zuletzt Präsidialrat für besondere Aufgaben/Flugsicherheit. „Fast 30 Jahre lang gehörte Christian Schulz dem Fachausschuss Freiballonsport im BWLV an. Hier hat er immer wieder wichtige Impulse gesetzt. Über zehn Jahre lang hat er als Referent Freiballonsport die kleine, aber feine Sportfachgruppe des BWLV erfolgreich vertreten. Zahlreiche Ballönertage, Vortragsveranstaltungen und vieles mehr stehen in den Büchern seiner Tätigkeit. Nach Übergabe des Referentenamtes an seinen Nachfolger engagierte sich Christian Schulz in den zurückliegenden Jahren als Präsidialrat für besondere Aufgaben im Präsidium. Hier lag sein Schwerpunkt zunächst im Bereich der „Drohnenentwicklung“. Eine überaus wichtige Aufgabe, bei welcher Christian Schulz auch auf Bundesebene in entsprechenden Gremien seine Expertise einbringen konnte. Das Thema Flugsicherheit lag ihm besonders am Herzen und so war er es, der vor knapp zwei Jahren die Initiative ergriff, den Arbeitskreis Flugsicherheit im BWLV zu gründen, dem er bis vor kurzem vorstand. Auch in dieser Funktion hat Christian Schulz wichtige Impulse gesetzt und entscheidend zum Erfolg der Verbandsarbeit beigetragen“, würdigte ihn Eberhard Laur. 

Kurt Sautter und Helmut Montag: Dazu Eberhard Laur: „Beide sind seit über 30 Jahren die Hauptakteure, wenn es um den Erhalt unseres Sportplatzes am Himmel, den Luftraum geht. Gemeinsam mit anderen, darunter Eberhard Scheu, haben sie vor 30 Jahren den Arbeitskreis Sektoren im BWLV ins Leben gerufen und führen ihn bis heute. Damals stand unter anderem die Planung der Flugsicherung im Raum, den vormaligen 16 Seemeilenkreis, innerhalb dessen der Segelflug um den Verkehrsflughafen Stuttgart verboten war, auf 20 Seemeilen zu erweitern. Dank des Engagements von Kurt Sautter, Helmut Montag und vielen anderen Mitstreitern ist es gelungen, diese Planung abzuwenden. Kurt Sautter und Helmut Montag waren die führenden Köpfe bei der dann folgenden Entwicklung des sogenannten „Stuttgarter Modells“, welches seither als Mustervorlage für die differenzierte Ausgestaltung von Segelflugsektoren in stark frequentierten Lufträumen um Verkehrsflughäfen gilt. Das Stuttgarter Modell hat sich über 30 Jahre hinweg bewährt. Es war und ist der Garant dafür, dass gerade an den Segelflugrennstrecken der Schwäbischen Alb Segelflug immer noch in hervorragender Weise möglich ist. Entscheidend dazu beigetragen haben nicht nur der gute Kontakt und das konstruktive Miteinander, welches Kurt und Helmut über Jahrzehnte hinweg mit den Entscheidungsträgern der DFS pflegten. Wesentlich beigetragen hat die Installation des Arbeitskreises, der unterjährig Luftraumarbeit leistete, und die Durchführung der jährlichen Informationsabende, bei denen der Arbeitskreis Luftraumarbeit transportiert. Die von Kurt Sautter und Helmut Montag maßgeblich gestalteten Info-Abende des Arbeitskreises Sektoren gehören zu den bestbesuchten Veranstaltungen im BWLV und sind Voraussetzung, dass eine breite Masse an Luftsportlern informiert wird. Das Engagement von Kurt Sautter und Helmut Montag kann nicht hoch genug geschätzt werden. Ohne unseren Freiraum am Himmel kommt unser Sport zum Erliegen. Deshalb ist es wichtig, in unseren Reihen Männer und Frauen zu haben, die sich dieser herausragenden Aufgabe in idealistischer Weise und mit aller Kraft annehmen. 

Anträge von Mitgliedern
Der FSV Gerstetten hatte im Vorfeld mehrere Anträge in die Versammlung eingebracht. Ein Antrag zur Änderung der Beitragsordnung bei unterjährig zum wiederholten Male angemeldeten Mitgliedern wurde wie bereits erwähnt zur weiteren Klärung zurückgestellt. Ebenso zurückgestellt wurde ein Antrag, die BWLV-Satzung dahingehend zu ändern, dass Versammlungen, Vorstands- und Präsidiumssitzungen sowohl als Online-, Hybrid- und Präsenzveranstaltungen wie auch als Umlaufverfahren erfolgen können. Da die rechtliche Lage hierzu nicht eindeutig ist, wurde der Antrag auf 2022 verschoben. Ein Antrag zur Abschaffung des Festvortrags bei BWLV-Versammlungen und stattdessen der Einführung eines Punktes „Fragen und Antworten“ wurde für obsolet erklärt und somit nicht abgestimmt, da das Vereinsrecht ohnehin immer Fragen und Antworten in einer Versammlung zulässt. Ein letzter Antrag befasste sich mit der der weiteren Zukunft des Verbandsmagazins „der adler“. Hierzu wird der BWLV ein Konzept erarbeiten und vorlegen. 

Ehrung der Luftsportler
BWLV-Segelflugreferent Christof Geißler zeichnete etliche Luftsportler aus dem Segelflug und dem Modellflug, die sich durch besondere Leistungen hervorgetan hatten, mit Goldenen Leistungsplaketten aus. Darunter waren Teilnehmer bei Weltmeisterschaften sowie zahlreiche Deutsche Meister. Alle ausgezeichneten Sportler werden gesondert in der Bestenliste in einer der kommenden Ausgaben des adlers gewürdigt. Christof Geißler lobte die besondere Einsatzbereitschaft der Sportler, aber auch ihrer Vereine. „Ohne dieses herausragende Engagement wäre es nicht möglich, Luftsport erfolgreich und nachhaltig zu betreiben. Deshalb danke ich allen, die dafür sorgen, dass unsere Luftsportler weiterhin so gute Bedingungen vorfinden, wie es derzeit der Fall ist“, so Geißler. 

Der BWLV – gut aufgestellt auf allen Ebenen
Im Anschluss an die Versammlungen trafen sich die Mitglieder zu einem Umtrunk und Imbiss im Foyer des „Fliegenden Museums“. Dabei gab es einen regen Austausch und es wurden viele gute Gespräche geführt. 

Präsident Eberhard Laur zog ein positives Fazit der Versammlung: „Der BWLV ist und bleibt sehr gut aufgestellt. Wir haben gut und solide gewirtschaftet, und unsere Mitglieder haben uns ihr Vertrauen deutlich gezeigt.“ Somit könne der Verband zuversichtlich in die Zukunft blicken und den Weg, den er eingeschlagen habe, gestärkt fortsetzen. 

Info: Die nächste Mitgliederversammlung findet am Sonntag, 20. November 2022, in der Filderhalle in Leinfelden statt. 

Text und Fotos: Simone Bürkle

 


90 Jahre BWLV und Übergabe der Technischen Betriebswerkstatt

Mit einem großen Festakt hat der Baden-Württembergische Luftfahrtverband (BWLV) – Partner und Dachverband für rund 200 Vereine und 20.000 Luftsportler im Land – am Samstag, 6. Mai, sein 90-jähriges Bestehen auf dem Klippeneck bei Denkingen gefeiert. Zugleich erfolgte die offizielle Übergabe der neuen Technischen Betriebswerkstatt des Verbandes. Rund 300 Gäste waren vor Ort bei der Veranstaltung, deren Schirmherrschaft Justizminister Guido Wolf übernommen hatte. Im Anschluss hatte die Arbeitsgemeinschaft der Fliegergruppen am Klippeneck (ARGE) zu ihrem Flugplatzfest geladen.

Zumindest wettermäßig waren die Voraussetzungen für eine Festveranstaltung sowie ein Flugplatzfest nicht die besten: Zwischenzeitlich schüttete es am Wochenende wie aus Kübeln auf dem Klippeneck. Dennoch zeigten sich die Veranstalter sehr zufrieden mit der großen Resonanz und den guten Besucherzahlen. „Wir freuen uns über eine gelungene Feier und zahlreiche positive Rückmeldungen“, resümierte Eberhard Laur, der Präsident des Baden-Württembergischen Luftfahrtverbandes. Und auch Sören Ebser, Sprecher der ARGE, betonte: „Zum Glück haben uns die Bewohner der Anrainergemeinden nicht im Stich gelassen, und es kamen einige Besucher.“

Diese erlebten zunächst einen offiziellen Festakt mit zahlreichen Ehrengästen,  diversen Showeinlagen, Musik und Bewirtung. Den Anfang machte Fallschirmweltmeister Klaus Renz, der pünktlich und zielgenau vor der neuen Werkstatthalle des BWLV landete und den Festgästen seine besten Grüße überbrachte. Das langjährige BWLV-Mitglied betonte, dass der Verband ihm stets ein guter und zuverlässiger Partner gewesen sei. „Ich wünsche dem BWLV mit seiner neuen Halle alles Gute!“, so Renz.

In seiner Begrüßung dankte BWLV-Präsident Eberhard Laur allen Freunden, Gönnern sowie am Bau der Werkstatt Beteiligten und erinnerte an die große Bedeutung des Klippenecks als Luftsportzentrum in der Region, wo der Verband künftig seine Aktivitäten bündle. „In all den Jahrzehnten war das Klippeneck immer einer der zentralen Orte der Verbandsaktivitäten und des Luftsportes, der weit über das Land hinaus Bedeutung erlangte. Und so ist es auch heute wieder. Technik und Ausbildung sind ein wesentlicher Schlüssel für den Erfolg des Luftsportes in gemeinnützigen Vereinen in Deutschland schlechthin. Und hierfür stehen gerade auch dieser Standort hier am Klippeneck und diese Ausbildungsstätte.“

Laur hielt zudem Rückschau über den Bau der neuen Werkstatt, in der nun alle Technischen Lehrgänge des Verbandes stattfinden. Das zweigeschossige Gebäude, das über eine Grundfläche von rund 400 Quadratmeter, ein großes Hebefalttor an der Vorderseite sowie einen Sanitärtrakt verfüge, der auch den Vereinen auf dem Klippeneck zugutekomme, sei modern und bestens ausgerüstet für alle Anforderungen.

Den Schirmherrn, Justizminister Guido Wolf, nannte Laur „einen guten Freund des Klippenecks“, der sich ebenso wie Rudolf Wuhrer, Bürgermeister der Gemeinde Denkingen, stets für die Belange der Luftsportler eingesetzt habe. Auch Alt-Ministerpräsident Professor Erwin Teufel, der als Ehrengast gekommen war, dankte Laur explizit für dessen langjährige Unterstützung.

Gleichzeitig appellierte Laur an die Politik, dass es nicht noch mehr gesetzliche Verschärfungen geben dürfe, welche die Fliegergemeinschaft unnötig belasten. Daneben drohten Einschränkungen durch Windkraftprojekte in Flugplatznähe. Rund 40 Flugplätze im Land seien hier betroffen, und auch am Klippeneck gebe es Planungen zur  Errichtung  von 230 Meter hohen Windrädern in geringem Abstand zum Flugplatz. „Da stellt sich schon die Frage: Wie geht es weiter und wie lange können wir unseren Sport noch ausüben und lautlos unsere Kreise über der Heimat ziehen?“, so Laur. Zugleich betonte der BWLV-Präsident, der Verband sei kein Gegner alternativer Energien: „Wir möchten bloß unseren Sport ausüben.“

Denn insbesondere der Segelflug in Baden-Württemberg habe eine langjährige Tradition und sei fest verankert in der Gesellschaft. Durch seine so genannte globale Ausbildungserlaubnis betreibe der BWLV die größte Segelflugschule der Welt. „Wir haben rund 1.100 Fluglehrer, 900 Flugzeuge und rund 2.000 Flugschüler pro Jahr in unseren Vereinen. Darauf können wir zurecht stolz sein!“, sagte Laur.

In seiner Ansprache gratulierte Justizminister Guido Wolf dem BWLV herzlich zu dessen Jubiläum und der Übergabe der Technischen Werkstatt. „Wie man sieht, bewegt diese Feier die Menschen, sie identifizieren sich mit dem Klippeneck und dem Segelflug hier“, so Wolf. Der BWLV sei für das Land und die Landesregierung ein wichtiger Partner. „Wenn Sie Unterstützung brauchen, sage ich Ihnen diese hiermit gerne jederzeit zu.“

Im Hinblick auf die Rolle der Politik gegenüber der Fliegerei und insbesondere dem Ehrenamt zeigte sich Wolf durchaus kritisch: „Ich habe das Gefühl, dass die Leute im Vereinswesen in Sachen Regulierung erwarten: Weniger wäre mehr. Mich berührt es immer peinlich, wenn ich erfahre, dass sich ein Verein heute kaum noch traut, einen Kuchen zu verkaufen, weil er dabei immer mit einem Bein im Gefängnis steht.“ Damit hatte der Minister offensichtlich einen Nerv getroffen und erhielt lang anhaltenden Applaus für seine Worte.

In Sachen Windenergie positionierte sich Wolf klar für die Belange der Fliegerei: „Segelflieger sind Freunde der Natur. Wir sollten keine künstlichen Konflikte aufbauen. Darum sage ich: Stellt dort Windräder auf, wo es ein gesundes Verhältnis zwischen Effizienz und Ertrag gibt. Es gibt wesentlich bessere Standorte für Windräder als das Klippeneck.“ Dem Verband wünschte Wolf weiterhin eine gute Zukunft und viele schöne fliegerische Erlebnisse.

Denkingens Bürgermeister Rudolf Wuhrer erinnerte in seiner Festrede an die Anfänge der Fliegerei auf dem Klippeneck. „1932 kamen ein paar Flieger mit ihrem Anliegen zum Bürgermeister von Denkingen – und schon war der Flugplatz genehmigt“, so Wuhrer. „Es muss aus heutiger Sicht bei all den bürokratischen Hürden für die Fliegerei das Paradies auf Erden gewesen sein.“ Den BWLV lobte Wuhrer als „Bewahrer einer reichen Tradition“, der seine Aufgaben stets in hervorragender Weise wahrgenommen habe. „Die enge Zusammenarbeit mit der Gemeinde und den Menschen vor Ort war immer von gegenseitigem Vertrauen getragen und könnte besser nicht sein“, so Wuhrer. Dass der Festakt auf dem Klippeneck stattfinde, sei für die Gemeinde ein Zeichen großer Verbundenheit und ein Vertrauensbeweis. Denkingen sei ohne die Segelflieger nicht denkbar, und die Investition des Verbandes ein starkes Bekenntnis zur Zukunft des Geländes am Klippeneck. Wuhrer übergab Eberhard Laur einen Gutschein für einen Baum, der alsbald auf dem Klippeneck gepflanzt werden soll.

Den Abschluss im Reigen der Festreden bildete Wolfgang Müther, Präsident des Deutsche  Aero Clubs. Er dankte dem BWLV für dessen großes Engagement und mahnte, dass die Flieger allesamt verpflichtet seien, die lange Tradition zu wahren und weiterzugeben. Müther forderte, die Werkstatt zu einer echten Wirkungsstätte zu machen, von der aus zum Wohle der Vereine Gutes entstehe.

Im Anschluss an die Festreden überreichte BWLV-Präsident Eberhard Laur an die beiden langjährigen Mitglieder und Segelflugpioniere Bodo Stähle und Brigitta Keller die Ehrenmitgliedschaft des Verbandes.  Der 91-jährige Stähle war bereits seit 1941 fliegerisch aktiv und ist dies bis heute. So war er unter anderem Mitglied der Deutschen Segelflugnationalmannschaft, nahm an mehreren Deutschen Meisterschaften teil, wirkte als Segelfluglehrer-Ausbilder und war darüber hinaus im Verband als Funktionär tätig.  Auf sein Konto gehen fast 8.000 Starts mit mehr als 4.700 Flugstunden. Brigitta Keller war eine der ersten aktiven Segelfliegerinnen in Deutschland. Sie erflog in den 1950er- und 1960er-Jahren mehrere Höhen- und Weitenrekorde, war ebenfalls als langjährige Ausbilderin und Funktionärin aktiv. Besonders verdient machte sich Brigitta Keller um den Frauenluftsport.

Im Anschluss verweilten die Besucher bei Bewirtung und Musik der „Old Fashion Jazzband“. Zudem gab es Vorführungen von Wilhelm Heinz, der vom Degerfeld mit seiner Extra 300 gekommen war, und von Robin Kemter, der Segelkunstflug mit buntem Rauch in Perfektion zeigte. Am Segelflug-Simulator des BWLV herrschte reger Andrang, und die Luftsportjugend des Verbandes wie auch die Mitarbeiter der Stuttgarter Geschäftsstelle des BWLV sorgten dafür, dass die Besucher bestens versorgt waren. Bei guten Gesprächen klang die Festveranstaltung aus.

Beim anschließenden Flugplatzfest der ARGE Klippeneck, das sich auch auf den Sonntag erstreckte und das in den benachbarten Hallen stattfand, nahmen die Besucher gerne das Angebot der Vereine in Anspruch. Zwar machte das Wetter Aufführungen im Freien unmöglich.  Dennoch konnten zumindest in den Hallen einige Modellflugzeuge gezeigt werden – und auch an den großen Flugzeugen zeigten die Gäste reges Interesse. Mehrere Dutzend Helfer waren vor Ort, darunter Freiwillige des DRK und der Feuerwehr. Der Musikverein Denkingen steuerte die musikalische Untermalung bei.

Trotz der bescheidenen Wetterverhältnisse waren die Hallen gut gefüllt. „Zeitweise bildeten sich sogar Schlangen bei der Essensausgabe“, sagt der ARGE-Sprecher Sören Ebser. Insofern bleibt allen Beteiligten ein gemeinsames Fazit: Das Festwochenende auf dem Klippeneck war rundum gelungen.

Text: Simone Bürkle
Fotos: Simone Bürkle/Sören Ebser/Steffen Baitinger